28 Minuten

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ART
Di, 11.03.2025 | 03:50 - 04:34

Tagesgeschehen (F 2025)

Der Historiker Benjamin Stora analysiert die Krise zwischen Frankreich und Algerien Die Beziehungen zwischen Algerien und Frankreich haben sich in den letzten Wochen immer weiter verschlechtert. Im Oktober 2024 hatte Frankreich die Souveränität Marokkos über die Westsahara bekräftigt. Neben den diplomatischen und territorialen Aspekten werden die Beziehungen auch durch den Streit über die Rücknahme ausgewiesener algerischer Staatsbürger belastet. Algerien hat nämlich mehreren in Frankreich ausreisepflichtigen Staatsangehörigen die Einreise verweigert. Innenminister Bruno Retailleau forderte eine "mehrstufige Reaktion" nach dem Messerangriff eines ausreisepflichtigen Algeriers am 22. Februar in Mulhouse, bei dem ein 69-jähriger Mann getötet wurde. Premierminister François Bayrou und Innenminister Bruno Retailleau möchten die Abkommen von 1968 in Frage stellen, die algerischen Staatsangehörigen einen Sonderstatus gewähren, Emmanuel Macron scheint diesen Vorschlag jedoch abzulehnen. Benjamin Stora ist Historiker und Algerien-Experte. Er hat mehr als vierzig Bücher über die Kolonialisierung, den Algerienkrieg und die Einwanderung aus dem Maghreb nach Frankreich veröffentlicht. In einem Bericht, der Emmanuel Macron 2021 vorgelegt wurde, formulierte er Vorschläge, um die Spannungen zwischen Frankreich und Algerien im Bereich der Erinnerung zu entschärfen. Seiner Ansicht nach habe die Krise zwischen Frankreich und Algerien ein noch nie dagewesenes Ausmaß erreicht und bei den Fragen Migration, Sicherheit, bei politischen Fragen im weiteren Sinne oder wirtschaftlichen Fragen gebe es keinen Austausch mehr. Soll Frankreich seinen "nuklearen Schutzschirm" mit Europa teilen? Während Europa mit dem Rückzug der USA aus der Ukraine konfrontiert ist, hat sich Emmanuel Macron am 28. Februar bereit erklärt, "die Debatte" über die Ausweitung des nuklearen Schutzschirms auf andere europäische Länder zu eröffnen. Die europäische Dimension habe stets zu den vitalen Interessen Frankreichs gehört, erklärte er am Rande eines Besuchs in Portugal. Tatsächlich sind die Bedingungen für den Einsatz von Atomwaffen unklar: Zulässig ist er nur, wenn der Gegner "die vitalen Interessen des Landes" angreift. Frankreich ist neben Großbritannien die einzige Atommacht in Europa und verfügt Schätzungen zufolge über 260 bis 290 Atomsprengköpfe – eine verschwindend geringe Anzahl im Vergleich zu den 3.708 und 4.380 Atomsprengköpfen der USA und Russlands. Der mutmaßlich künftige Bundeskanzler Friedrich Merz hat seine Absicht bekundet, mit Frankreich und Großbritannien Gespräche über die Ausweitung des nuklearen Schutzes auf Deutschland zu führen. Der britische Premierminister Keir Starmer hat sich bislang noch nicht zu dieser Frage geäußert. Eine derartige Ausweitung findet in der französischen Politik jedoch nicht nur Zustimmung. "Abschreckung zu teilen, bedeutet, sie abzuschaffen", bekräftigte die Rechtspopulistin Marine Le Pen. Zum Abschluss der Sendung erzählt Xavier Mauduit von der Geschichte der französischen Sprache in den Vereinigten Staaten, nachdem Donald Trump Englisch zur Amtssprache erklärt hat; und Marjorie Adelson berichtet anlässlich der Preisverleihung der Victoires de la musique classique über die Bedeutung Frankreichs in der klassischen Musik. Trotz des Talents der französischen Musiker werden 98 % der verkauften Instrumente importiert.

Thema
  • Benjamin Stora.
Moderation
Alter
  • FSK o.A.