Weltstars im Grünen – Die Tiroler Festspiele in Erl

Kultur (A 2025)
Die 1998 gegründeten Tiroler Festspiele Erl bieten ein Kontrastprogramm zum hektischen Opernbetrieb in der Stadt. In dem kleinen Tiroler Dorf nahe der bayerischen Grenze schlendert das Publikum über die grüne Wiese zum architektonisch und akustisch herausragenden Festspielhaus. Der schwarze, scharfkantige Bau des Wiener Architektenteams Delugan-Meissl wirkt wie ein auf der Wiese gelandetes Ufo. Erl hat zwei Festspielhäuser, das weiße, weiche Passionsspielhaus und das schwarze, kantige Festspielhaus. In Summe gibt es mehr Zuschauerplätze als Menschen, die in dem kleinen Dorf leben. Seit mehr als 400 Jahren wird hier die Passion Christi aufgeführt. Das Festspielprogramm reicht von Wagner-Opern über Belcanto bis zu zeitgenössischen Werken. Der ehemalige Strabag-Chef, Festspielpräsident und Mäzen Hans Peter Haselsteiner konnte den auf den Bühnen dieser Welt gefeierten Startenor Jonas Kaufmann als neuen Intendanten für Erl gewinnen. Zu Ostern stand Kaufmann noch als Parsifal selbst auf der Bühne und gab zwischendurch Interviews als Intendant. In Zukunft will er das Singen in Erl anderen überlassen – internationalen Stars und jungen Talenten. Beim Programm setzt Kaufmann auf Kontinuität mit neuen Akzenten. In seiner ersten Sommersaison erarbeitet ein junges, engagiertes Team die zeitgenössische Oper "Picture a Day Like This" des britischen Komponisten George Benjamin. Der renommierte Regisseur Claus Guth wagt sich an eine Neuinterpretation von "Herzog Blaubarts Burg" als Thriller. Ihn interessiere "das Brennglas auf Mann und Frau im Laborzustand", meint der für seine kriminalistische Genauigkeit bekannte Künstler. Neben klassischen Liederabenden etwa mit Camilla Nylund oder Anita Rachvelishvili werden auch Lesungen und ein Stummfilm mit Live-Musik geboten. Die Osttiroler Musicbanda Franui, die seit Beginn der Festspiele in Erl mit dabei ist, interpretiert "Holzfällen" von Thomas Bernhard mit Nicholas Ofczarek. Die Dokumentation von Teresa Andreae begleitet Neo-Intendant Jonas Kaufmann mit der Kamera über Maisfelder und hinter die Kulissen seines Festivals.
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